Der organisierte Sport im Schatten von Corona – Herausforderungen und Zukunftsperspektiven 

Digitale Wettkampfformate und Plattformen

In Zeiten geschlossener Sporteinrichtungen und fehlender Wettkämpfe auf regionaler und nationaler Ebene, sind Wettkämpfe auf digitalen Plattformen ein denkbarer Weg. In diesem Workshop betrachten wir bereits bestehende Formate aus anderen Sportarten und besprechen mögliche Lösungen für das Turnen in Deutschland.

Ambivalent: Sport und Gesundheit unter Pandemiebedingungen

Der neue Lockdown im Herbst 2020 hat die Sportvereine und -verbände erneut schwer getroffen. Das Vereinsleben steht mit geschlossenen Sportstätten fast still. Doch sind Training und Wettkampf wirklich Infektionstreiber? Ist es nötig, den Spielbetrieb und Veranstaltungen weiterhin auszusetzen?

Fest steht: Unter Pandemiebedingungen verhalten sich Sport und Gesundheit ambivalent zueinander. Denn gemeinsamer Sport wirkt in der aktuellen Situation zwar förderlich, kann aber auch ein erhöhtes Infektionsrisiko für COVID-19 bergen, wenn dabei sehr enger körperlicher Kontakt zu anderen Menschen besteht oder Hygieneregeln nicht vollumfänglich eingehalten werden (können).

Zwei Formen von digitalen Wettkämpfen

Die Vorgaben zur Eindämmungen der Pandemie machen es fast unmöglich, Wettkämpfe weiterhin durchzuführen. Auch wenn es vereinzelte Sportarten im Profibereich, wie etwa die Fußball-Bundesliga, schaffen, unter enormem Aufwand ihren Wettbewerbsmodus umzusetzen. Großveranstaltungen, so auch das für den Mai 2021 geplante Internationale Deutsche Turnfest in Leipzig, mussten dagegen abgesagt werden.

Digitale Wettkampfformate sowie Plattformen sind deshalb für viele Vereine und Verbände derzeit der einzige Weg, um die Aktiven in einem sportlichen Konkurrenzkampf gegeneinander antreten zu lassen. Dabei wird zwischen einem Live-Event und einem Einsendungswettkampf unterschieden, bei dem die Teilnehmer*innen das Video ihrer Übung an die Veranstalter*innen übermitteln. Eine Bündelung beider Wettkampfformen auf einer Plattform wäre wünschenswert.

Herausforderungen von Live-Events und Einsendungswettkämpfen

Beide Formen bringen jedoch Herausforderungen mit sich. So sind bei den Einsendungswettkämpfen mehrere Versuche möglich: Die Teilnehmer*innen könnten nur die vermeintlich beste Übung einsenden, wodurch eine Wettkampfverzerrung entsteht. Eine Lösung hierfür wäre ein Tool, das voraussetzt, dass die Sportler*innen direkt nach ihrer Anmeldung zum Wettkampf – bzw. nach Start des Tools – mit dem Filmen beginnen müssen.

Die Wertung von Live-Events über Streamingdienste ist für Kampfrichter*innen je nach Sportart schwierig zu beurteilen. Einstellung und Qualität des Streams können die Arbeit erschweren. Eine Schulung zu dieser speziellen Form der Bewertung wäre auf jeden Fall notwendig. Für einen idealen Ablauf wäre ein Portal nötig, über das die Bewertungen eingegeben werden können.

Ziel: Förderung und Entwicklung digitaler Wettkampfangebote

Hinzu kommt, dass die Bewerbung solcher Wettkämpfe nicht allgemein, sondern im besten Fall zielgruppenorientiert erfolgen muss. Vereinsmitglieder werden dabei über die internen Netzwerke wie WhatsApp-Gruppen oder E-Mail-Verteiler erreicht, Sportler*innen anderer Vereine über Aufrufe in den sozialen Netzwerken und über die Vereins- oder Verbands-Webseite. Eine einheitliche Vorlage zur Bewerbung der Wettkämpfe in den Verbänden wäre ideal.

Insgesamt steckt die Entwicklung digitaler Wettkampfformate und Plattformen noch in den Kinderschuhen. Diverse private Anbieter*innen drängen auf den Markt. Um den je nach Sportart spezifischen Voraussetzungen gerecht zu werden, müssen der Deutsche Olympische Sportbund und die Spitzenverbände – hier konkret der DTB und die Landesturnverbände – die Entwicklung digitaler Wettkampfangebote fördern.

Workshopleitung
• Markus Frank (Vizepräsident Schwäbischer Turner-
bund, CIO JAKO)
• Eric Schneidenbach (Geschäftsführer DTB Service
GmbH)


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